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Argentinien und seine Weingebiete

Weinwissen
ARGENTINIEN UND SEINE WEINGEBIETE

Argentinische Republik. Hauptstadt: Buenos  Aires. Fläche 2'780'400 km2. Einwohner: ca. 38 Mio.

Argentinien lässt sich in drei grosse  Landschaftseinheiten gliedern, dem Gebirge, den Hochländern und Ebenen. Die Pampa, eine  flachgewellte baumarme Graslandschaft, bildet das Kernland der argentinischen  Landwirtschaft und erstreckt sich auf fast 1 600 km Länge südlich des Gran Chaco. Patagonien, das sich an die Pampa anschliesst, ist eine aride und  vegetationsarme Steppe.

 
Das Klima in Argentinien

In den meisten Teilen Argentiniens herrscht ein gemässigtes Klima vor,  ausgenommen davon ist eine kleine tropische Region im Nordosten und der  subtropische Gran Chaco im Norden des Landes. In Buenos Aires schwankt die  Temperatur im Durchschnitt zwischen 17 und 29 °C im Januar und zwischen 6 und 14  °C im Juli. In Mendoza, das am Ostrand der Anden liegt, schwanken die  Januartemperaturen zwischen 16 und 32 °C und die Julitemperaturen zwischen 2 und  15 °C. Erheblich höhere Temperaturen werden im Norden des Landes, am südlichen  Wendekreis, erreicht, wo Maximaltemperaturen bis zu 45 °C auftreten. In den  Anden, Patagonien und auf Feuerland herrscht im Allgemeinen ein kühl-gemässigtes  Klima. In Westpatagonien betragen die durchschnittlichen Tagestemperaturen im  Winter 0 °C. An der Küste herrschen, aufgrund der ausgleichenden Wirkung des  Ozeans auf das Klima, mildere Temperaturen.


Weinbau in Argentinien

 
Erste Versuche mit Weinbau gab es bereits im  Jahre 1541, als Spanier an der Mündung des Rio de la Plata an der atlantischen  Küste Reben anpflanzten. Dies blieb aber ohne Erfolg. So richtig begann der  argentinische Weinbau mit der Produktion von Messwein. Die Bürger der im Norden  liegenden Stadt Santiago del Estero in der gleichnamigen Provinz bauten eine  Kirche und suchten einen Pfarrer. Der mit den Conquistadores aus Spanien  gekommene Jesuitenpater Cedrón reiste von der anderen Seite der Anden aus Chile  an und brachte als Geschenk Baumwollsamen, Weizen, Gerste und einige Rebstöcke  der europäischen Spezies Vitis vinifera mit. Diese pflanzte er im Jahre 1557 an,  davon stammen auch höchstwahrscheinlich die in Argentinien häufigsten Rebsorten  Criolla und Cereza ab. In der Provinz San Juan (heute die zweitgrößte  Weinbau-Region) entstand dann bis bis Ende des 16.Jahrhunderts ein kommerzieller  Weinbau.  

Als Begründer des argentinischen Weinbaus gilt  Don Tiburcio Benegas  (1844-1910), der im Jahre 1883 in Godoy Cruz das noch heute existierende Weingut  „El Trapiche“ gründete und erfolgreich mit europäischen und chilenischen Reben  experimentierte. Im Jahre 1886 wurde er Gouverneur der Provinz Mendoza und blieb  bis zu seinem Tod eine starke Triebfeder und Förderer des argentinischen  Weinbaus. Sein Schwiegervater Don Eusebio Blanco hatte im Jahre 1872 das Buch  „Las viñas y los vinos de Mendoza" verfasst, das als erstes grundlegendes Werk  über den argentinischen Weinbau gilt. Mitte des 19. Jahrhunderts führte der  französische Agronom Aimé Pouget die Sorten Cabernet Sauvignon und Malbec ein. Anfang des 18.  und dann nochmals gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab es zwei grosse  Einwanderungs-Ströme, vor allem aus Italien, Spanien und Frankreich. Diese  Emigranten gaben dem Weinbau einen starken Impuls. Anfang des 20.  Jahrhunderts importierte Leopoldo Suarez 600 Rebsorten aus den wichtigsten  europäischen Weinbau-Gebieten.
 

Industrieller Ansatz

Im 21. Jahrhundert stand der Weinbau im Zeichen der Massenproduktion.  Argentinien ist zum grössten Produzenten Lateinamerikas aufgestiegen und belegt  weltweit einen Spitzenplatz. Gleichzeitig ist das Land einer der grössten Verbraucher,  mit über 40 Liter pro Jahr und pro Kopf. Der industrielle  Ansatz hat zur Entstehung riesiger Produktionsstätten geführt, wie z.B. die  Kellerei von Giol, die jährlich 4 Millionen Liter erzeugt! Hohe Erträge, geringe  Lohnkosten und ein ideales Klima ermöglichen in Argentinien grosse Mengen von  handverlesenen, voll ausgereiften und gesunden Beeren.


Wende zum Besseren

Nun muss die qualitätsorientierte Entwicklung, die die dynamischsten Häuser  in Gang gesetzt haben, weitergeführt werden. Die Bemühungen konzentrieren sich  auf die besten Lagen und Bereiche, und so ist die angebaute Fläche innerhalb  eines Jahrzehnts von 320 000 auf 210 000 ha zurück gegangen. Davon werden  gegenwärtig rund 50% mit Rosé-Trauben bepflanzt, 30% mit weissen und 20% mit  roten.
Die argentinischen Weinberge erstrecken sich über 1700 km, bis zum 40.  Breitengrad,  und liegen hauptsächlich in den Tälern und auf den Hochebenen des Anden-Piemont.  Die Niederschlagsmenge ist generell befriedigend, allerdings herrscht eine  Hagel-Gefahr während der Sommermonate.


Rebfläche, Wein-Regionen und  Rebsorten

Im Jahre 1980 betrug die Rebfläche noch 255.000 Hektar. Durch einen  Weisswein-Boom wurden dann viele Rebflächen (vor allem mit Rotwein-Sorten)  gerodet, sodass sich der Umfang um rund ein Drittel verringert hat. Von etwas  über 209.000 ha Rebfläche wurden im Jahre 2000 knapp 13 Millionen Hektoliter  Wein erzeugt. Damit liegt Argentinien weltweit im Spitzenfeld, was mit rund 40  Liter Wein jährlich auch für den Prokopf-Verbrauch zutrifft. Beginn der 1970er-Jahre  waren es aber noch 90 Liter.
Die stark zerstückelten, Oasen ähnelnden Rebflächen  erstrecken sich von Salta im Norden bis Chubut im Süden. Sie bilden im Westen einen langen Streifen entlang den  Ausläufern der Anden. Die Höhenlage von durchschnittlich 500 bis 1.200 m.ü.M. ergibt kühle Nachttemperaturen. Auf Grund sehr geringer Niederschläge, niedriger Luftfeuchtigkeit und grosser Trockenheit    ist eine künstliche  Bewässerung unumgänglich. Diese erfolgt  durch ein Kanalnetz, das  bereits vor Jahrhunderten durch die indianischen Ureinwohner begonnen wurde. Das  Wasser kommt von zahlreichen Flüssen mit Quellen in den nahen Anden und aus  unzähligen 60 bis 120 Meter  tiefen Brunnen. Eine moderne Form der Bewässerung ist die Tröpfchen-Beregnung.  
Zu rund zwei Dritteln werden einfache, alkoholarme helle Rotweine als Tischwein  für den einheimischen Markt erzeugt. Aus weissen Sorten werden oft alkoholreiche  und sherryähnliche Weine hergestellt.  
Die häufigsten  Rebsorten mit über 50% der Rebflächen sind die ertragreichen Criolla Chica,  Criolla Grande, Cereza und Moscatel Rosado, die zu diesen hellen Weinen, RTK und  Tafeltrauben verarbeitet werden.  
Rotweine stammen von den Sorten  Cabernet  Sauvignon, Bonarda (mit  16.080 ha im Jahr 2001), Malbec (mit  18945 ha im Jahr  2001 die bedeutendste Rotweinsorte erbringt körperreiche  Wein mit Brombeernoten),  Merlot,  Nebbiolo,  Pinot Noir, Syrah,  Tempranillo und  Verdot. Die häufigsten weissen Sorten sind Chardonnay,  Chenin Blanc, Muscat d´Alexandrie,  Pedro Giménez (2001 - 14.710  ha), Riesling,  Sémillon, Torrontés  (die marktpolitisch bedeutendste Weissweinsorte mit muskatähnlichen Noten, auf  8.035 ha Rebfläche im Jahr 2001) und  Ugni Blanc.

Eine Besonderheit ist, dass viele Reben sehr alt sind - meist über 50 Jahre. Da  die Reblaus dank des oft sandigen Bodens kaum eine Bedeutung gespielt hat,  wachsen die meisten Rebstöcke auf eigenen Wurzeln.



Die Weinregionen  Argentiniens sind:

Catamarca mit ca. 2.300 ha
Chubut mit ca. 100 ha
Jujuy mit ca. 500 ha
La Rioja mit ca. 7.000 ha
Mendoza mit ca. 144.000 ha
Rio Negro und Neuquén im Süden mit ca. 6.000 ha
Salta und Subbereich Cafayate im Norden mit ca. 1.500 ha
San Juan mit ca. 50.000 ha
 

Mendoza und San Juan weisen  etwa 90% der Weinerzeugung Argentiniens aus.
Die Weine der Provinz La Rioja  werden aus Rücksicht auf die gleichnamige Region in Spanien bei Export mit der  Herkunftsregion "Famatina Valley" etikettiert.

Die weissen Torrontés-Weine  werden in sehr guter Qualität im hohen Norden Argentiniens in der Provinz Salta  und dort vorwiegend im Subbereich Cafayate gewonnen.

In der Weinregion Mendoza sind  vor allem die Subregionen "Zona Alta del Rio Mendoza) für Rotwein und das "Valle  de Uco" für Weissweine und Pinot noir bekannt.



Auch Patagonien hat guten  Wein
Der Malbec aus dem südlichen  und kühlen Weingebiet "Rio Negro und Neuquén" Patagoniens unterscheidet sich von  jenem aus dem Norden wohltuend. Er hat etwas mehr Säure und trockenere, weiche  Tanine und wird nach Art der "alten Welt" ausgebaut, weil der Wein etwas mehr  Zeit zur Entwicklung benötigt. Bei heissen Tagen und kalten Nächten sind  Temperaturschwankungen von 15 oC keine Ausnahme. Weine aus Patagonien  im südlichen Zipfel Südamerikas, beinahe am Ende der Welt, haben schon ihren  Reiz. Der aus den Anden kommende Fluss Neuquén hat geholfen, die gleichnamige  Provinz in eine Oase zu verwandeln. Wo sich einst 12 m lange Dinosaurier wohl  fühlten, werden heute auf sandigem Ton- und Lehmboden beste Reben kultiviert.   Als Kontrast dazu kann an der Grenze zu Chile Wintersport betrieben werden. Es  wird auch eine "Ruta del Vino, Manzanas y Dinosaurios" (Wein-, Äpfel- und  Dinosaurier-Strasse) für Touristen angeboten.

Die Weingüter "Familia  Schroeder" und "Bodega del Añelo" gehören bestimmt zu den qualitativ  führenden Unternehmen dieser Region. Die "Bodega del Fin del Mundo" dürfte mit  600 ha Anbaufläche die grösste Weinkellerei Patagoniens sein. Diese Weine sind  Massenware und werden mehrheitlich für den einheimischen Markt produziert.

Ein Besuch auf dem Weingut der  Familie Schroeder in San Patricio del Chañar kann nur empfohlen werden. Obwohl  Grossvater Schroeder schon 1927 von Ostpreussen nach Argentinien auswanderte,  sprechen die Familienangehörigen heute noch deutsch. Die "Familia Schroeder  Winery" wurde erst vor wenigen Jahren nach modernsten Erkenntnissen gebaut.  Inzwischen sind 110 ha Rebfläche angelegt, wobei Malbec mit 40% gefolgt von  Merlot, Cabernet und Pinot Noir den Trend vorgibt. Ausgebaut wird der Wein bei  den Schroeders in modern gesteuerten Lagertanks und besten Barrique-Fässern.  Roberto Schroeder kennt die Vorteile der Region Neuquén: "Wir haben in  Patagonien im Sommer 45 Minuten längeren Sonnenschein als in den grossen  Anbaugebieten im Norden". Und Gäste werden selbstverständlich im hauseigenen  Restaurant "Saurus, Winery Restaurant" willkommen geheissen.

Die Qualitätskategorien und  der Markt

Das  1959 gegründete "Instituto Nacional de Vitivinicultura" gibt die Richtlinien vor  und kontrolliert deren Einhaltung. Es gibt drei Qualitäts-Kategorien. Die “Vinos  de Corte” stammen hauptsächlich aus Mendoza und San Juan und sind ausschließlich  für den Verschnitt bestimmt. Bei den relativ leichten “Vinos Communes” wird kein  Wert auf Herkunft, Jahrgang oder Reinsortigkeit gelegt. Die “Vinos Finos”  unterliegen genauen Vorgaben und strengen Kontrollen und werden in zwei Stufen  unterschieden. Zur Stufe “A” zählen die meisten Weiß- und Rosé-Weine, die  zumindest ein Jahr in der Flasche reifen müssen. Zur Stufe “B” gehören die  qualitativ besten Weine, vor allem sind dies Rotweine. Im Jahre 1993 wurde ein  Ursprungs-System eingeführt, das unter anderem auch Ertrags-Beschränkungen  beinhaltet.  
Als erste DO's wurden Luján de Cuyo (Mendoza), Maipú, Rio Negro, San Rafael und Valle de Calchaqui  klassifiziert. Die Kontrolle ist  bislang nicht staatlich, sondern erfolgt auf freiwilliger Basis. Heute werden  von rund 50 der insgesamt 1.100 Weinkellereien  ausgezeichnete Weine produziert. Die zwei grössten  argentinischen Weinbau-Betriebe, die auch zu den grössten der Welt zählen, sind Catena (Bodegas Esmeralda) und Peñaflor (Spitzenmarke Trapiche).  Dem Exportvolumen nach rangiert unter den Kellereien Peñaflor mit einem  Marktanteil von 15 Prozent vor Trivento (Concha y Toro) mit 9,3 Prozent und  Esmeralda (Catena) mit 5,8 Prozent.
Die argentinischen Weine werden  vorwiegend nach den USA und UK exportiert. Deutschland steht etwa an vierter  Stelle.

In der Schweiz bekannt ist auch die Gouguenheim Winery (Importeur: Ed's World Wines,  Rheinfelden). Die Bodegas Salentein  werden durch Zweifel-Weine in Zürich vertreten. Carlos Alberto Pulenta, Mitglied  einer der wichtigsten Weinfamilien Argentiniens, und der Holländer Mijndert Pon  gründeten das Weingut. Dazu gehören die Fincas La Pampa, El Portillo und die  ehrwürdige im 17. Jahrhundert gegründete Finca San Pablo. Der Keller der Bodegas  Salentein ist riesig und in Kreuzform gebaut. Der Kreuzungspunkt ist wie ein  antikes Forum mit Säulen angelegt und in seiner Art in Südamerika einzigartig.


Warsteiner übernimmt Bodegas y Viñedos Orfila
Die deutsche Privatbrauerei Warsteiner steigt ins Weingeschäft ein und folgt damit dem Vorbild der australischen Fosters-Group, die schon seit längerer Zeit den Umbau vom reinen Brauereikonzern zu einem Getränkemulti mit Schwerpunkt beim Wein beschreitet. Nach einer Meldung der Financial Times Deutschland hat Warsteiner über seine Tochter Casa Isenbeck die zweitgrösste Premium-Weinkellerei in Argentien gekauft. Die Weine der Bodegas y Viñedos Orfila sollen über das Warsteiner-Vertriebsnetz in 60 Länder exportiert werden.
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