Piemont
Weinwissen
PIEMONT - WEINREGION IN ITALIEN
Eine ländliche, weinbaulich zugleich hoch ambitionierte Region. Mit über 25.000 km2 Landfläche ist Piemont mit der Hauptstadt Turin (ital.Torino mit ca. 920'000 Einwohner) die grösste italienische Verwaltungs-Region (total ca. 4,8 Mio Einwohner). Sie umfasst 47.314 ha Rebfläche in den Provinzen Alessandria (AL), Asti (AT), Cuneo (CN), Torino (TO und Vercelli (VC).
Ein grosser Teil des Piemonts liegt, wie schon der Name besagt (frz. pieds du mont), am Fusse der Berge. Man sieht es deutlich, wenn an klaren Tagen die gewaltige Kulisse der schneebedeckten Alpen und Apenninen am Horizont steht.
Die Anfänge des Weinbaus gehen auf das keltische Volk der Tauriner (die der Hauptstadt den Namen gaben) und auf die Ligurer zurück. Die Ligurer haben den Weinbau von den Griechen erlernt.
Obwohl die Römer bereits Piemonteser Weine kannten (z. B. aus Gattinara), erwähnt Plinius der Ältere (23-79) keinen einzigen in seiner Aufstellung der besten antiken Weine. Piemont stand viele Jahrhunderte unter französischem Einfluss, was sich auch auf den Weinbau auswirkte. Der westliche Teil der ehemaligen Mark Ivrea wurde im 11. Jahrhundert zur Mark Turin und diese kam durch Heirat unter die Herrschaft Savoyens. Vom Glanz und Herrlichkeit des Hauses Savoyen künden noch heute in Turin viele Paläste, Kirchen, Museen und auch die Cafés. Mitte des 13. Jahrhundert wurde erstmals die Bezeichnung „Piemont“ verwendet.
Piemont, die Wiege der Nation Italien
Im Jahr 1815 wurde Piemont dem Königreich Sardinien angegliedert und kam mit diesem gemeinsam im Jahre 1861 zum Vereinigten Königreich Italien. Massgebend beteiligt war daran der grosse Turiner Staatsmann Graf Camillo Benso di Cavour (1810-1861), der auch erster Ministerpräsident des neu geschaffenen italienischen Königreichs wurde. Er war mit Giuseppe Garibaldi (1807-1882) und Giuseppe Mazzini (1805-1872) eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des italienischen Risorgimento, d. h. des nationalen Befreiungskampfes.
Im November 1852 wurde Cavour Premierminister von Piedmont-Sardinien. Im Juli 1858 traf er sich mit Napoleon III., dem Kaiser Frankreichs in Plombières um Italiens Zukunft zu besprechen. Napoleon war Cavours Plänen eines geeinten Italiens nicht abgeneigt und stimmte zu, Sardinien zu beschützen, falls Österreich dieses angreifen würde. Cavour machte sich sofort daran, Österreich in einen Krieg zu verwickeln und im April 1859 griff Österreich an. Doch nach sehr kostspieligen Siegen bei Magenta und Solferino, beschloss Napoleon III. sich zurückzuziehen und unterzeichnete den Waffenstillstand von Villafranca. Dieser Vertrag erlaubte es Österreich, Venetien zu behalten und überschrieb die von Sardinien eroberten Gebiete ihren ehemaligen Herrschern, während Sardinien nur die Lombardei erhielt. Obwohl Cavour wütend auf Napoleon war, veränderte sich die Situation bald zum Guten, als die Bürger von Toskana, Modena, Parma, Bologna und Romagna in Volksabstimmungen im März 1860 für den Anschluss an Sardinien stimmten.
Kurz darauf führte der italienische Patriot Giuseppe Garibaldi seine berühmte Armee aus Tausend rot-gekleideten Abenteurern in das von Habsburg kontrollierte Königreich beider Sizilien (May 1860) und König Viktor Emmanuel II. von Sardinien-Piedmont drang mit seiner Armee in die Provinz Umbrien ein. Cavour einigte sich mit dem Revolutionsführer Garibaldi, der Sizilien und Süditalien kontrollierte. Auch diese Gebiete stimmten für eine Union mit Sardinien-Piedmont und das neue Königreich Italien wurde endlich im März 1861 unter Viktor Emmanuel II. ausgerufen. Cavours territoriale Träume eines geeinten Italiens waren beinahe erfüllt. Als der Premierminister zwei Monate später in Turin starb, fehlten nur noch Venetien und Rom. Venetien schloss sich 1866 und Rom im Jahre 1870 Italien an. Obwohl der Einheitsstaat Italien noch nicht einmal 150 Jahre alt ist, betrachten sich die Italiener selbst nicht als ein junges Volk, sondern als die Nachfahren der alten Römer.
Kurz darauf führte der italienische Patriot Giuseppe Garibaldi seine berühmte Armee aus Tausend rot-gekleideten Abenteurern in das von Habsburg kontrollierte Königreich beider Sizilien (May 1860) und König Viktor Emmanuel II. von Sardinien-Piedmont drang mit seiner Armee in die Provinz Umbrien ein. Cavour einigte sich mit dem Revolutionsführer Garibaldi, der Sizilien und Süditalien kontrollierte. Auch diese Gebiete stimmten für eine Union mit Sardinien-Piedmont und das neue Königreich Italien wurde endlich im März 1861 unter Viktor Emmanuel II. ausgerufen. Cavours territoriale Träume eines geeinten Italiens waren beinahe erfüllt. Als der Premierminister zwei Monate später in Turin starb, fehlten nur noch Venetien und Rom. Venetien schloss sich 1866 und Rom im Jahre 1870 Italien an. Obwohl der Einheitsstaat Italien noch nicht einmal 150 Jahre alt ist, betrachten sich die Italiener selbst nicht als ein junges Volk, sondern als die Nachfahren der alten Römer.
Wein und Trüffel im Piemont
Im feuchten Unterholz der Wälder des Piemont wächst das, was die Pilzforscher tuber magnatum nennen, und alle anderen als Trüffel kennen. Man kann ihn nur frisch, kurz nach der Ernte zwischen Oktober und Dezember kaufen und er verleiht den Gerichten einen intensiven würzigen Geruch, der nach Stroh und nasser Erde und dem Aroma des Waldes schmeckt. In den Restaurants der Langhe erscheint der Trüffel beim Antipasto, einfach auf gebuttertes Vollkornbrot geschnitten, oder auch in den typischen Vorspeisen wie "Tajarin" oder „Agnolotti”, die nur mit Butter und Parmesan angemacht werden.
Weisser Trüffel vereint mit dem Duft eines jungen Barolo- und Barbaresco-Weins sind der kulinarische Stolz des Piemonts. Sie alle sind Produkte in der Region um Alba, wo die Nebbiolo-Rebe auf den steilen Südhängen und runden Kuppen der Langhe-Bergen wächst. Erstklassige Rebflächen in hügeligem Gebiet und in sonnereichen Hanglagen nennen die Einheimischen "Sori". Vor etwas mehr als 100 Jahren überschattete der "Gattinara" oft die Rotweine von Alba. Heute aber ist die Vormachtstellung des Barolo und Barbaresco im Piemont unumstritten. Barolo gilt Vielen als der beste italienische Wein. Traditionell reift der Barolo über zwei Jahre in grossen Holzfässern. Einige Kellermeister neigen zur moderneren Version mit einer Reifung in den kleineren Barrique-Fässern. Deshalb wird zwischen dem traditionellen und einem modernen Stil unterschieden.
Die Bindungen zwischen dem Piemont und Frankreich haben Tradition. Die Geschichte des trocken ausgebauten Barolo begann in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als der französische Oenologe Louis Oudart für die bislang stets zu süssem Wein verarbeitete Nebbiolo-Traube ungewohnte Bereitungs- und Alterungstechniken anwandte. In der Neuzeit leistete der berühmte Weinmacher Gaja weitere Entwicklungs-Arbeit. Auch der Asti Spumante entstand erst nach 1870, als Carlo Gancia die Erfahrungen der Flaschengärung aus der französischen Champagne mitbrachte.
Der Barbaresco ist ein Verwandter des Barolo und wird ebenfalls aus der Nebbiolo-Traube hergestellt. Er ist im Körper milder und weniger konzentriert und muss auch nicht so lange reifen. Einige Spezialabfüllungen - beispielsweise einer besondern Einzellage - gehören zu den gesuchtesten Weinen weltweit.
Weinbau und Weinzonen im Piemont
Die Weinzonen im Piemont teilen sich in zwei Hauptgebiete:
1. Die Alpenausläufer und Gletschertäler im Norden mit Carema und Canavese einerseits und den Vercelli- und Novara-Bergen zwischen Biella und dem Lago Maggiore anderseits. Nur 1/10 des Weins vom Piemont wäschst nördlich der Po-Ebene.
2. in das südöstliche Piemont mit den Monferrato Bergen in den Provinzen Asti und Alessandria bis in die Hügel um Turin und Alba mit den Roero- und Langhe-Bergen in der Provinz Cuneo. In den Provinzen Asti und Alessandria wachsen ca. 2/3 des Weins der Region.
Zusammengefasst sind die wichtigsten Weinbau-Gebiete Asti, Carema, Canavese, Caluso, die Vercelli- und Novara-Berge und die qualitativ als beste Lagen geltenden Hügel von Monferrato bei der Stadt Asti und das Hügelland der Langhe bei der Stadt Alba.
Es gibt weit über hundert zugelassene Rebsorten (im 19. Jahrhundert waren es nach einer amtlichen Zählung des Marchese Leopoldo Incisa della Rocchetta sogar noch knapp 400). Viele sind autochthon und oft französischen Ursprungs. Die vorherrschende rote Sorte ist die Barbera mit rund 50% der Rebfläche, die für die vielen Alltagsweine die Grundlage ist. Die weiteren nennenswerten roten sind die Bonarda (oder Bonarda Piemontese), Brachetto, Dolcetto, Freisa, Grignolino, Malvasia, Nebbiolo, Pelaveerga, Ruchè und Vespolina. Bei den weissen Sorten dominieren Arneis; Cortese, Erbaluce und natürlich die Moscato Bianco. Zunehmend gewinnen Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, Chardonay, Pinot Bianco, Pinot Grigio und Pinot Noir an Bedeutung.
Neben der Region Toskana liefert Piemont die meisten Spitzenweine Italiens. Über Dreiviertel der Produktion entfällt auf Rotweine. Allerdings sind die meisten DOC-Weine jedoch weiss. Piemont nimmt in mehrfacher Hinsicht eine führende Rolle in Italien ein. Die Region besitzt mit weit über 50 die weitaus meisten DOC-Zonen Italiens, die rund ein Viertel der Wein-Produktion ausmachen. Ebenso nimmt Piemont mit acht als DOCG klassifizierten Weinen den eindeutigen Spitzenrang ein. Und ausserdem wird hier in der DOCG Moscato d'Asti und der DOCG Asti der mengenmässig grösste Schaumwein Italiens - der Asti, früher Asti Spumante - produziert. Die Region ist das Wermutland Italiens und der Welt, hier wurde er auch „erfunden“. Manche Spumante-Häuser, wie Martini & Rossi und Cinzano, stellen auch Wermut her. Der trockene Weisswein Gavi aus der Cortese-Traube aus der Provinz Alessandria und der Arneis aus den Roero-Bergen bei Alba brachten dem Piemont neuen Ruhm. Nebbiolo di Carema ist hierzulande wenig bekannt. Zu Unrecht. Dieser reine Nebbiolo (der dort Picoutener heisst oder Pugnet) ist eine elegante, sortentypische, in Jahren harmonisch gewordene und stark gebliebene Trouvaille.
Die Reberziehungssysteme waren und sind heute noch unterschiedlich. Die Ligurer führten im Süden die griechische Art der niedrigen Erziehung ein, doch mit der Zeit setzten sich die von den Etruskern bevorzugten Rebengirlanden durch. Im Norden wurde die Nebbiolo-Traube flach erzogen. Um das bekannte Gattinara entwickelte sich ein System namens "Quadretti maggiorini", das einer umgekehrten Pyramide gleicht. In den Bergregionen Langhe und Monferrato ist ein hochbogiges Guyot-System üblich. Eine für das Auge schöne Ausnahme bilden die hohen auf runden Steinsäulen mit Querbalken (ital. topie) getragenen Pergolen von Carema.
Die 16 DOCG-Weine
Alta Langa, Asti, Barbaresco, Barbera d’Asti, Barbera del Monferrato superiore, Barolo, Brachetto d’Acqui, Dolcetto di Diano d’Alba, Dolcetto di Dogliani oder kurz Dogliani, Dolcetto di Ovada Superiore oder kurz Ovada, Erbaluce di Caluso, Gattinara, Gavi, Ghemme, Roero, Ruchè di Castagnole Monferrato. (Stand 2017)
Die 42 DOC-Weine
Alba, Albugnano, Barbera d’Alba, Barbera del Monferrato, Boca, Bramaterra, Calosso, Canavese, Carema, Cisterna d’Asti, Colli Tortonesi, Collina Torinese, Colline Novaresi, Colline Saluzzesi, Cortese dell’Alto Monferrato, Coste della Sesia, Dolcetto d’Acqui, Dolcetto d’Alba, Dolcetto d’Asti, Dolcetto di Ovada, Fara, Freisa d’Asti, Freisa di Chieri, Gabiano, Grignolino del Monferrato Casalese, Grignolino d’Asti, Langhe, Lessona, Loazzolo, Malvasia di Casorzo d’Asti, Malvasia di Castelnuovo Don Bosco, Monferrato, Nebbiolo d’Alba, Piemonte, Pinerolese, Rubino di Cantavenna, Sizzano, Strevi, Terre Alfieri, Valli Ossolane, Valsusa, Verduno Pelaverga. (Stand 2017)