Carmenere, Fall und Aufstieg einer Rebsorte - Ernesto Pauli das Schweizer Weinportal

Direkt zum Seiteninhalt

Carmenere, Fall und Aufstieg einer Rebsorte

Weinwissen
Carmenere - Rebsorte

Diplomarbeit zum Weinakademiker - Carsten Fuss



«Carmenere hätte es auf jeden Fall mehr als verdient, ihren gewohnten Platz unter den besten Rebsorten dieser Welt wieder zu erlangen. Zu den interessantesten gehört Carmenere auf jeden Fall.»

Carsten Fuss


Einleitung

«This is Chile’s new flag», sagte noch vor kurzer Zeit die chilenische Marketingdirektorin vom international anerkannten Weingut De Martino im Maipo Valley, Chile. Mein erster Kontakt mit Carmenere war wohl eher unspektakulär und liess nicht erahnen, welche Sympathie aus diesem Kontakt erwachsen würde. Ich probierte damals einen Merlot aus Chile und war erstaunt wie ähnlich dieser Wein den Weinen aus dem mir damals besser bekannten Veneto oder dem Trentino war. Diese leicht grünlichen und pfeffrigen Aromen erinnerten mich mehr an Cabernet aus Norditalien als an Merlot aus der Neuen Welt. Allerdings kannte ich bis dahin auch nur Merlot aus Kalifornien und Europa. Mein Interesse war aber mehr als geweckt … Ich stellte mir die Frage: Was ist der Unterschied zwischen Merlot und Merlot? Einige Jahre später erhielt ich dann die Antwort in Form einer neuen «alten Rebsorte»: Carmenere. So entstand der Wunsch, mich mit dieser Traubensorte näher zu beschäftigen. 2001 begann ich mein Weinbaupraktikum bei Viña Errazuriz in Chile und meine Erforschung dieser interessanten Rebsorte, welche für den chilenischen Markt sehr charakteristisch ist und eine grosse Chance für die Zukunft darstellt, begann. Dabei fiel mir auf, dass diese Rebsorte über einen äusserst spannenden Lebenslauf verfügt und dass meiner Meinung nach immer noch zu wenig Energie auf diese Rebsorte verwendet wird. Anhand dieser Arbeit möchte ich den Lebensweg und das Potenzial dieser Rebsorte aufzeigen und meinen kleinen Teil dazu beitragen, die Rebsorte zu fördern. Die Geschichte, Wiederentdeckung, Beschreibung und die Positionierung im Markt werden ebenso aufgeführt, wie die möglichen Lösungen, um Carmenere wieder zu neuem Glanz zu verhelfen. An dieser Stelle kann ich nur noch hoffen, dass sich meine Begeisterung für diese aussergewöhnliche Rebsorte auf den Leser überträgt, zumindest aber das Interesse weckt, Carmenere besser kennen zu lernen.


Sortenbeschreibung

Cabernella, Bouton Blanc, Grande Vidure, Grandcarmenet, Carbouet, Cabernet Carmenere, Cabernella, Gros Cabernet, Karmene1 – das alles sind die so genannten Synonyme für die Rebsorte Carmenere, welche zurzeit in Chile in grösserem Ausmass sowie in Norditalien im Veneto, Trentino und in anderen Weinanbaugebieten auf der ganzen Welt angebaut wird. Ob diese Auflistung der Synonyme ganz vollständig ist oder nur einem Teil entspricht, ist mehr als ungewiss. Vielleicht bestehen noch einige zusätzliche Synonyme in Argentinien, Peru, Uruguay und anderen Ländern. Wenn man bedenkt, wie in den vergangenen Jahrhunderten Rebsorten von Süd nach Nord, von Ost nach West und von einem Kontinent auf den anderen verschoben wurden, dann ist diese Vorstellung mehr als nur Theorie. Doch leider fehlen bis zum jetzigen Zeitpunkt die dafür nötigen flächendeckenden Untersuchungen, wie sie in Europa und Amerika bereits stattgefunden haben. Carmenere ist eine rote Traubensorte der europäischen Gattung Vitis vinfera, die in der Vergangenheit hauptsächlich im Medoc im Südwesten Frankreichs und dort vor allem im Laufe des 18. Jahrhunderts grossflächig angebaut wurde. Sie stellt oder besser gesagt stellte dort neben Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot, Petit Verdot und Malbec bis Ende des 19. Jahrhunderts eine der sechs verwendeten und erlaubten Rebsorten für Rotweine des Bordeaux. Dass der Name Carmenere mit Karminrot zusammenhängen könnte ist Vermutung, liegt aber – wenn man die dunklen und rubinroten Weine, die diese Traubensorte ergibt – offensichtlich auf der Hand. Sie ist in ihrer Art dem Merlot und dem Cabernet Franc sehr ähnlich und hat in diesem Zusammenhang in der Vergangenheit für einige Verwirrungen, nicht nur in Chile, gesorgt. Carmenere ist sehr wuchskräftig und erbringt sehr körperreiche, fruchtbetonte und pfeffrige Weine hervor, die sich vor allem beim Blending in der Vergangenheit sehr gut bewährt haben. Die Neigung zur Verrieselung ist ebenso charakteristisch wie die sehr dunkle rubinrote Farbe. Durch die Anfälligkeit zur Verrieselung sind die durchschnittlichen Erträge vor allem in europäischen Anbaugebieten wie dem Trentino, Veneto und dem Bordeaux eher tief.  Dies ist vor allem ein Grund wieso sich die Rebsorte in Chile besonders wohl fühlt.

( Quelle: European Vitis Database; Rebsorten und ihre Weine von Jancis Robinson; Cepages et vignobles de France. P. Galet)





Created with WebSite X5
© 2019 Ernesto Pauli. All Rights Reserved.
Zurück zum Seiteninhalt