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Italien Weinbau und seine Weinregionen

Weinwissen
ITALIEN UND SEINE WEINGEBIETE


Italienische Republik. Hauptstadt: Rom, Fläche 301'323 km2.  Bevölkerung ca. 57 Mio Einwohner.

Die Längenausdehnung von Norden nach Süden  beträgt etwa 1 000 km, die maximale Breitenausdehnung am Alpenbogen etwa 250 km.  Die breiteste Stelle der Halbinsel misst etwa 240 km. Die Alpen im nördlichen  Teil des Landes erstrecken sich in einem weiten Bogen von Ventimiglia im Westen  bis Görz (Gorizia) im Osten. Zwischen den Alpen und den Apenninen liegt die  breite Poebene. Der nördliche Abschnitt der Apenninen zieht sich entlang des  Golfes von Genua bis ungefähr auf die Höhe des Tiber. Die zentralen Apenninen  bestehen aus mehreren Teilgebirgen.In Italien herrschen unterschiedliche  klimatische Bedingungen, vom Gebirgsklima der Alpen und Apenninen bis hin zum  mediterranen Klima in Süditalien. Die durchschnittlichen Jahrestemperaturen  schwanken zwischen 11 und 19 °C. In der Poebene werden durchschnittlich 13 °C,  in Sizilien etwa 18 °C und in der Küstenebene etwa 14 °C erreicht.

Die Griechen nannten Italien "Oinotria Tellus" - das unsterbliche Land des Weines. Namen wie Chianti, Valpolicella oder Soave kennt fast jeder und auch Prosecco erfreut sich anhaltender Beliebtheit. Italien ist mehr als ein klassisches Weinland. Es ist einer der Welt grössten Weinproduzenten.


Geschichtlicher Rückblick

Schon  die Kelten und Etrusker haben in Italien viele Jahrhunderte vor der Zeitenwende  Weinbau betrieben. Die Römer haben das kommerzielle Potenzial des Weinhandels  erkannt und von diesen Völkern später  einiges übernommen. Der Ursprung der italienischen Weinkultur liegt aber in der  griechischen Kolonisation, mit der – beginnend auf der Insel Sizilien und den  heutigen Regionen Kampanien und Kalabrien – griechische Weinbaukultur auf die  Halbinsel gebracht wurde. Die Griechen brachten viele Rebsorten nach Italien und  gaben dem für Weinbau geradezu idealen Land den Namen Oinotria. Die Römer  entwickelten die Rebenzucht weiter und führten die Weinbereitung zur hohen  Kunst.
 
Eine Spezialität war das Würzen mit Harz, Honig, Gewürzen und Kräutern um  den Wein geschmack-voller und haltbarer zu machen.  

 
Es wurde bereits perlender Wein durch Lagern der Amphoren in  kaltem Quellwasser (Gärungs-Unterbrechung) erzeugt.  
 
Im ersten Jahrhundert n.  Chr. beschäftigte man sich intensiv mit der Rebsorten-Züchtung und versuchte für  den jeweiligen Boden die am besten geeignete Sorte zu finden. Viele der heutigen  autochthonen Weintrauben stammen von den damals kultivierten antiken Rebsorten  ab.

Die Stadt Pompeji war bis zu ihrer Zerstörung durch den Vesuv-Ausbruch 79 v.  Chr. das Weinhandels-Zentrum und Wein-Hauptlieferant für die Hauptstadt Rom. Die  berühmtesten antiken Weine zu dieser Zeit waren Caecuber, Falerner und  Surrentinum. Die Römer legten in den neu gewonnenen Provinzen in Frankreich,  Spanien, Portugal, Deutschland und sogar England Weinberge an. Wein wurde zum  Import- und Exportartikel und die Römer stellten dafür auch bereits Holzfässer  her, wobei sie diese Kunst von den Kelten gelernt hatten.  

 
Von Cato, Columella,  Horaz, Ovid, Plinius und Vergil stammen ausführliche Beschreibungen in  wissenschaftlicher und poetischer Form über den Weinbau und die römische  Wein-Kultur. Cato der Ältere beschrieb in seinem Buch "De agri cultura" wie man  einen Weinberg profitabel betreiben konnte. In Fortsetzung des griechischen  Dionysos-Kultes genoss der Weingott Bacchus grosse Verehrung. Erst durch den  Zusammenbruch des Römischen Reiches im 5. Jahrhundert und die Wirren der  Völkerwanderung geriet die italienische Weinkultur in Vergessenheit und wurde  nur mehr durch verschiedene Ordens-Klöster der römisch-katholischen Kirche  weiter gepflegt.

Grossen Aufschwung im italienischen Weinbau gab es dann wieder zu Beginn der  Renaissance im 14. Jahrhundert. Um den Weinbau wieder zu beleben, tat Papst Paul  III. (1468-1549) den französischen Wein in Acht und Bann und liess detaillierte  Übersichten über den damaligen italienischen Wein erstellen. Bereits im Jahre  1716 wurden unter Grossherzog Cosimo III. (1642-1723) aus dem Geschlecht der  Medici in der Toskana die Weinzonen für den Chianti festgelegt, Italien war  damit eines der ersten Länder mit Ursprungs-Bezeichnung.

Doch erst als im 19.  Jahrhundert mit französischer Hilfe (die eineinhalb Jahrhunderte später  berühmten) Weintypen wie Barolo, Brunello und Chianti geschaffen wurden, leitete  sich ein Neubeginn ein, der aber erst vor ca. 50 Jahren zum Erfolg führte.  Damals, im Jahr 1963, wurde die DOC-Klassifikation festgelegt und seither die  Weinqualität entscheidend verbessert.  

 
Der Weinbau in Italien

Mit einer Rebfläche von ca. 645.800 Hektar ha und rund 42,5 Millionen Hektoliter  (2017)  jährlich produziertem Wein liegt Italien mit den Ländern  Frankreich und Spanien im absoluten Spitzenfeld. Im Jahr 1998 waren es noch  899'000 ha mit 54 Millionen hl. Davon waren 45,79 % DOCG- und DOC-Weine, 32,07 % waren IGT-Weine. 22,14 % waren Vini Comuni e Varietali, dies sind einfache Weine ohne Qualitätseinstufung

 
Wein wird vom Norden (Trentino-Südtirol)  bis in den tiefsten Süden (Sizilien) und auf den Inseln im Mittelmeer angebaut.  Derzeit sind weit über 400 DOC und DOCG-Zonen mit knapp 1.000 Weintypen  anerkannt, die jedoch bloss rund 20% der Gesamt-Produktion erbringen. Rund  zwei Millionen Erzeuger sind bekannt, etwa 340.000 Keller und 45.000  Weinabfüller. Mehr als die Hälfte der landwirtschaftlichen Betriebe besitzen  auch Rebflächen (rund 80% unter 5 ha und nur 1% mehr als 50 ha).  
 
Der italienische Boden ist von grosser Vielfalt geprägt. Vom Gotthardpass bis  zur Südspitze Siziliens überquert man 10 Breitengrade. Das Klima hat  allerdings gemeinsame Einflussgrössen. Die Alpen und die Dolomiten schützen vor kalten Nordwinden,  das "Rückgrad Italiens", der Apennin, bildet vom Piemont bis Sizilien eine Wetterscheide. Das Mittelmeer  östlich und das Tyrrhenische Meer westlich sowie die zahlreichen Flüsse und Seen  mildern starke Klima-Schwankungen ab. Die besten Regionen haben im Durchschnitt  Temperaturen zwischen 12 und 16 °C, ausreichende Schnee- und Regenfälle im  Winter und warme bis heisse Sommer mit Sonnenschein bis spät in den Herbst. Die  Weinberge sind von Meereshöhe bis hinauf zu 1.000 m.ü.M. angelegt.  
 
Bedingt durch diese grossen Unterschiede in Klima  und Boden und die Vielzahl an Rebsorten ergeben sich in Italien auch  unterschiedliche Weinbaumethoden. Nach etruskischer Tradition findet man  vereinzelt noch Hochspaliersysteme (Pergola-Systeme), vorwiegend im Nordosten  Italiens. Weit erfolgreicher ist die Kordon- und Guyot-Erziehung (ital. cordone  oder spalliera), die auf die Griechen zurück geht und weniger Ertrag, dafür aber  bessere Qualität erbringt. Im heissen Süden tendiert man zur Buscherziehung (ital.  albarello). Hier ist die Fäulnisgefahr nicht besonders gross.
 
Im Weinkeller sind grosse Unterschiede zwischen  traditionellen und neuen Methoden feststellbar. Vermehrt halten  temperaturgesteuerte Edelstahltanks und neue Barrique-Fässer Einzug. So  beispielsweise in der Toskana oder im Piemont. Insbesondere bei der  Weisswein-herstellung sind Fortschritte deutlich erkennbar.  



(Bild, Schweizer Garde beim Papst)






 
Degustazione
Die Rebsorten Italiens:
 
Mit über 2.000 verschiedenen Arten kultiviert  Italien wohl die meisten Rebsorten der  Welt. Davon  sind aber “nur” etwa 400 offiziell zugelassen. Dazu gehören alle bekannten europäischen  Sorten.  Viele davon kommen sogar ursprünglich aus Italien und sind somit  autochthon. Die als „grosse Weine Italiens“ bezeichneten sind vorwiegend  Rotweine beispielsweise aus den Rebsorten wie Nebbiolo, Sangiovese und Aglianico.  Selbstverständlich gibt es auch ausgezeichnete Weissweine.
 
Hier eine Aufstellung mit den zwölf meist angebauten  Rebsorten:

* Trebbiano (weiss) mit ca. 96.000 ha
* Sangiovese (rot) mit ca. 86.000 ha
* Catarratto diverse Arten (weiss) mit  ca. 76.000 ha
* Malvasia diverse Arten (weiss  und rot) mit ca. 50.000
* Barbera (rot) mit  ca. 47.000
* Italia Tafeltraube (weiss) mit ca.37.000
* Merlot (rot) mit  ca. 32.000 ha
* Montepulciano (rot) mit ca. 31.000
* Negroamaro (rot) mit ca. 30.000
* Regina Tafeltraube (weiss) mit ca. 19.000
* Primitivo (rot) mit ca. 17.000 ha
* Nero d´Avola = Calabrese (rot) mit ca. 14.000


Die Wein-Qualität
 
Bis nach dem Zweiten Weltkrieg setzte man in Italien eher auf Masse und weniger  auf Qualität. Ab den 1960er-Jahren vollzog sich dann ein tief greifender Wandel.  Das erste Gebiet, in der sich das ”italienische Weinwunder” bemerkbar machte,  war Chianti-Classico in der Toskana, wo ein radikaler Bruch mit der  Vergangenheit vollzogen wurde. Dazu trugen unter anderem die berühmten Weingüter  Antinori, Frescobaldi und  Ricasoli sowie später Ca´ del Bosco in der Lombardei  entscheidend bei.  
 
Im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts hat sich der  italienische Wein stärker verändert als in den drei Jahrtausenden davor. Im  Jahre 1963 wurde eine umfassende (und seitdem schon ein paar mal ergänzte bzw.  geänderte) Ordnung geschaffen und die neuen Qualitäts-Bezeichnungen  ”Denominazione di Origine Controllata” (DOC) und später für die allerbesten  Weine mit dem Zusatz ”e Garantita” (DOCG) eingeführt, was zur  Qualitäts-Verbesserung ganz entscheidend beitrug. Auch das Weingesetz aus dem  Jahr 1992, benannt nach dem damaligen Landwirtschaftsminister Giovanni Goria,  wird ständig den neuen Anforderungen entsprechend angepasst.
 
Die Italiener gingen gegenüber  den Franzosen sogar einen Schritt weiter, denn in den DOC-Regeln werden unter  anderem auch die für den jeweiligen Wein gewünschte Farbe (colore) und der  Geschmack (odore), sowie die Mindest-Lagerungszeit (Invecchiamento minimo)  definiert. Es gibt folgende vier Qualitätsstufen:

VdT = Vino da tavola: Die niedrigste Qualitätsklasse entspricht dem  österreichischen bzw. deutschen “Tafelwein” (nächste Stufe nach Tafelwein) oder  dem französischen “Vin de table”. Er darf auf dem Etikett weder eine Rebsorte,  geographische Bezeichnung noch einen Jahrgang enthalten, sondern ausschließlich  nur mit ”Bianco” (weiss) oder ”Rosso” (rot) bezeichnet werden. Gerade aus dem  Süden und Sizilien kommen grosse Mengen "Vino da tavola".

IGT = Indicazione Geografica Tipica: Die zweite Qualitätsstufe entspricht der  österreichischen bzw. deutschen Stufe Landwein (nächsthöhere Stufe nach  Tafelwein) oder dem französischen Vin de pays. Er muss dem Wesen nach eine  typische, geographisch bedingte Charakteristik haben. Als Bezeichnung kann er  zum Beispiel eine Region wie ”Rosso di Toscana” oder auch eine  Rebsortenbezeichnung wie ”Moscato di Canelli” tragen. IGT ersetzte die alte  Bezeichnung ”Vino da tavola con indicazione geographica”. Es gibt derzeit (Stand  2002) 124 klassifizierte IGT´s.

DOC = Denominazione di Origine Controllata: Diese Weine mit kontrollierter  Ursprungsbezeichnung müssen aus festgelegten Rebsorten, die in bestimmten  Gebieten angebaut werden, nach festgesetzten Mengen und Methoden verarbeitet und  ausgebaut werden (siehe weiter unten). Manche DOC-Zonen produzieren nur einen  Wein, andere mehrere in verschiedenen Farben, Rebsorten oder Arten. Als  deutschsprachiges Pendant ist für Südtiroler Weine die Bezeichnung QbA  (Qualitätswein bestimmter Anbaugebiete) zulässig. Es gibt derzeit (Stand 2002)  314 klassifizierte DOC-Bereiche.

DOCG = Denominazione di Origine Controllata e Garantita: Diese Weine mit  kontrollierter und garantierter Ursprungsbezeichnung repräsentieren die höchste  italienische ”Ehrenklasse”, die besonders hoch geschätzten Weinen die Echtheit  garantiert. Seit 1992 wird nach französischem Beispiel bei DOC- und DOCG-Weinen  auch die kontrollierte Nennung von Unterzone (sottozona), Gemeinde (comune),  Ortsteil (frazione), Kleinklimazone (microzona), Weingut (fattoria, cascina oder  podere) und Weinbergs-Parzelle (vigna oder vigneto) vorgegeben. Das heißt, dass  diese Zusatzinformationen angegeben werden dürfen, aber nicht müssen. Der Zusatz  "Classico” bezeichnet traditionelle Gebiete innerhalb eines Bereiches. Liegen  die Qualitätsmerkmale wie Alkohol-Gehalt bzw. Höchstertrag über den gesetzlichen  Anforderungen, so darf der Zusatz Superiore verwendet werden, bei längerer  Fassreife Riserva.

Die italienischen Weine der Qualitätsklassen DOC und DOCG unterliegen  umfangreichen Normen und entsprechen dem französischen AOC-System. Die  Bestimmungen sind per DOC-Gebiet recht unterschiedlich. Dazu zählen Rebsorten,  Flaschenform, Mindestreifezeiten in Fässern und Flasche, Mindest-Alkohol-Gehalt,  Mindest-Säure-Gehalt, Mindest-Netto-Trockenextrakt, Vorgaben für Farbe und  Bouquet. Dies wird von speziellen Kommissionen überprüft, bevor der Wein  verkauft werden darf. Im Jahre 1992 erfolgte unter dem Patronant des  Landwirtschafts-Ministers Goria eine Gesetzes-Reform mit der Zielsetzung, dass  die geographische Herkunft der wichtigste Teil der Etikettierung sein soll. Die  Weine oder Regionen können flexibel in der Qualitäts-Hierarchie auf- und  absteigen. Das bedeutet, dass leistungsschwache DOC-Bereiche eliminiert werden.  Wenn Weine ihre Qualität fünf Jahre aufrechterhalten haben, wird ihnen der DOC-  und nach weiteren fünf Jahren der DOCG-Status zuerkannt. Diese Möglichkeit  besteht auch für  Unterbereiche und sogar Einzellagen (vigna).  Es kann auch ein einzelner, hervorragender Markenwein DOCG-Status erlangen, wenn  er “den Anforderungen Italiens entspricht”.



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