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Dufour

Weinwissen
Schweizer Winzer im Ausland -
 
Jean Jacques Dufour (USA) der
 
Vater des Weinbaus in den USA
 
 
 
              
Im Jahre  1796 flüchtete der junge Westschweizer Winzer Jean Jacques Dufour  (1763-1827) geboren in Châtelard (Montreux-Vevey)  - später John James Dufour genannt -  vor den Armeen Napoleons nach Amerika. Er war in der  französischen Armee vermutlich  Hauptmann. Diese Angaben sind allerdings nicht gesichert. Man weiss nur mit  Bestimmtheit, dass er einen Arm verloren hat. Sein Vater Jean Jacques  Rudolfe Dufour (1730 - 1800), Bürgermeister von Montreux am Genfersee,  beauftragte ihn, neues Land für eine Schweizer Kolonie in den USA zu suchen, um  dort mit seiner Familie Weinbau zu betreiben. Zu dieser Zeit gab es noch keine  amerikanische Weinindustrie.  

Nach seiner  Ankunft in New York reiste er nach Philadelphia, Kaskaskia (Illinois),  Pittsburgh (Pennsylvania), dem ehemaligen fort-Duquesne, wo französische  Auswanderer sich schon mit Weinbau befasst hatten. Insbesondere pflegte er  Kontakt zu zwei Sekten, den Harmonists in Indiana und den Shakers aus dem Mercer  County (Kentucky). Aus dieser Zeit erzählt Dufour von seinem komischen Erlebnis  mit den "Sand-Grapes" welche auf den Inseln des Mississippi und Ohio-Rivers  jedes Jahr wild blühten, sobald das Eis brach. Ursache waren vermutlich  weggeworfene Rebstöcke. Als französische Siedler die Region "New France"  verliessen entsorgten sie ihre Versuchsreben einfach in die Flüsse.   
                                             
        
Es ist  weitgehend unbekannt, dass der erste kommerziell geführte Weinberg der USA durch  einen Schweizer errichtet wurde. Dufour (die Amerikaner schreiben ihn oft DuFour)  gründete mit einigen Freunden in der Nähe von Lexington im Jessamine-County  Kentucky die "KVS Kentucky Vineyard Society", die heute noch existiert. Der  historische Ort ist heute als Weingut "Chrisman Mill Vineyards and Winery"  bekannt. Jean Jacques Dufour war einer der beiden wichtigsten Weinbaupioniere  der USA.

Seine  Bemühungen waren zu Beginn nicht erfolgreich. Er kaufte 1798 mit dem Geld der  KVS mehr als 1500 Stecklinge von Peter Lagaux aus Philadelphia, Pennsylvania.  Unter den rund 35 Sorten befanden sich viele europäische Reben die aber bald  eingingen (Mehltau). Überlebt haben zwei Sorten, die Madeira und die Alexander.  Dufour nannte die Alexander fälschlicherweise "Cape Grape". Er hatte von Lagaux  die Information erhalten, dass die Rebe aus Südafrika stamme. Das war ein  Irrtum. Bei der Alexander oder Cape Grape handelt es sich um eine zufällige  Kreuzung zwischen einer amerikanischen (Vitis labrusca) und einer europäischen (Vitis  vinifera). Sie wurde Ende des 18. Jahrhunderts von John Alexander, dem Gärtner  des Gouverneurs von Pennsylvania John Penn in Philadelphia entdeckt. Trotz  Anfangsschwierigkeiten schaffte es Dufour, guten Wein herzustellen und einige  Flaschen wurden sogar von Thomas Jefferson in seinen berühmten Weinkeller bei  Monticello übernommen. Der spätere US-Präsident besuchte in seiner Funktion als  Gesandter in Paris viele europäische Weinbauregionen, war ein anerkannter  Wein-Fachmann und schätzte vor allem Wein  aus dem Bordeaux sehr.

Anfangs  1800 unternahm Dufour eine ausgedehnte Reise in die Schweiz. Die Probleme bei  der KVS häuften sich und "Squatters" nisteten sich auf dem Weingut ein. Sein  Bruder Daniel (1765-1855) und einige seiner  7 Halbgeschwister (aus zweiter  Ehe des Jean Jacques Rudolfe Dufour mit Susanne Marie Dubouchet), die den Betrieb inzwischen weitergeführt hatten,  mussten sich nach einem neuen Standort umschauen. Am Nordufer des Ohio-Rivers -  zwischen Indian Creek und  Hunt's Creek - im heutigen Indiana fand der  Dufour-Clan ein geeignetes Grundstück. Diese Region ist als "Switzerland-County"  bekannt und die nächste Ortschaft nennt sich Vevay - abgeleitet von Vevey, dem  kleinen Städtchen in der Westschweiz. Auch diese Ortschaft wurde durch die  Gebrüder Dufour mitgegründet. Sie zählt heute rund 1800 Einwohner. Den neuen  Weinberg taufte man stolz "New Switzerland".

Auf "New  Switzerland" wurde erstklassiger Wein hergestellt. Abnehmer waren u.a. Händler  in Louisville, Cincinnati, Vincennes, und St. Louis. Auch wurden einige  Fässer Thomas Jefferson direkt nach Washington ins Weisse Haus geliefert und  dort ausdrücklich gelobt. Die patriotische Begeisterung des Krieges von 1812  trieb den Verkauf des "Vevay" Weines an. Das Weingut "New Switzerland" wurde von  Jahr zu Jahr grösser. Aus der Ernte 1808 wurden 800 Gallonen Wein gewonnen und  ein Jahr später schon 50 % mehr oder 1200 Gallonen.
In dieser  Zeit explodierten die Landpreise. Zehn Jahre später platzte diese  Spekulationsblase und die Preise in der Landwirtschaft sanken rapide. Bald war  es möglich, eine Gallone Whisky für den gleichen Preis wie eine Flasche Wein zu  kaufen. Viele Weinbauern mussten ihre Betriebe schliessen. Das Weinbauzentrum  der USA verschob sich von Vevay nach Cincinnati/Ohio wo der zweite bekannte  Weinbaupionier der USA, Nicholas Longworth, wirkte. Etwa 1858 stellten auch die  Nachkommen Dufour's ihre Produktion in Vevay ein.
Inzwischen  war Jean Jacques Dufour aus der Schweiz wieder in die USA zurückgekehrt.

Er  starb am 9. Februar 1827 in Vevay/USA und veröffentlichte noch ein Jahr davor  das Buch:
The American Vine-Dresser’s Guide. Cultivation of the  Vine and the Process
of Wine Making in the United States.

Es umfasst  314 Seiten und wurde 1999 neu gedruckt. Das Original-Manuskript in französisch  geschrieben existiert heute noch und befindet sich im Eigentum der "Switzerland  County Historical Society". Diese französische Version wurde unter dem Titel "Le  Guide du Vigneron Americain" mit einem Foto der alten "Chrisman Mill Vineyards"  neu veröffentlicht. Das Buch ist auch in der Schweiz bei der Edition Valsainte für ca. Fr. 60.--  erhältlich.

Die  Kleinstadt Vevay, Switzerland County, feierte und lud im Jahr 1963 Gäste aus der  Schweiz, inklusive Bürgermeister aus dem Westschweizer Vevey, ein. Die  Veranstaltung war ein  Erfolg. Seit 1968 wurde darauf jedes Jahr das "Swiss Wine Festival" Ende August  durchgeführt - bis man eines Tages meinte, das Festival sei zu gross geraten  (Bild links). Es  wurde unterbrochen und durch eine lokale "Patchwork Fair" ersetzt. 1979 nahm man  die ursprüngliche Veranstaltung wieder auf, zuerst als "Swiss Alpine Festival"  und später zum guten Glück wieder unter der alten Bezeichnung "Swiss Wine  Festival". Eine Anerkennung an die Gründer der Stadt und ihre grosse  Aufbauleistung für den amerikanischen Weinbau. Heute wird in allen  amerikanischen Bundesstaaten Wein gewonnen. Im US-Staat Indiana gibt es  jetzt wieder weit über 20 Weinbaubetriebe.




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