Südtirolers Gipfelstürmer - hoch hinaus mit dem Weissburgunder
Weinwissen
Südtirolers Gipfelstürmer - hoch hinaus mit dem Weissburgunder
Diploma Arbeit zum Weinakademiker
Diploma in Wines & Spirits
Alex Gähwiler Wir danken Herrn Gähwiler für diesen Beitrag.
(Einige Bemerkungen und Bilder fehlen, Sie können auf Anfrage die gesamte Arbeit als pdf per Mail anfordern)
1. Einleitung
1.1 Einleitung Südtirol
Es ist eines der kleinsten Weinbaugebiete Italiens - Südtirol - und dennoch eines der Grossen wenn es um die Klasse der Weine geht. Denn wer an Südtiroler Weine denkt, dem fällt vor allem ein Wort ein: Vielfalt.
Die Vielfalt ist jedoch nicht nur in den Weinfarben und Sorten ausgeprägt, sie zeigt sich auch geologisch, klimatisch und wirtschaftlich. Südtirol ist ein Paradebeispiel für Weine mit gebietstypischem Charakter. Allen voran zeigen die eleganten, rassigen Weißburgunder zu welchen Höhenflügen die Weinproduzenten fähig sind. Aufgrund ihrer hohen Qualität haben sie sich mittlerweile zu einem international erfolgreichen Produkt entwickelt. Die typische Stilistik des Südtiroler Weißburgunders leidet allerdings unter der Klimaerwärmung.
Durch die höheren Temperaturen steigt der Alkoholgehalt, die sortentypischen frischen, floralen Aromen leiden. Der Säuregehalt sinkt, der für den Südtiroler Weißburgunder unverzichtbar ist, da eine angemessene Säure mit dem sensorischen Eindruck der Frische korreliert.1
Südtirol verfügt aber über eine von Möglichkeiten, die Ausdehnung von Anbauflächen in höhere Lagen. Dies eröffnet dabei nicht nur die Möglichkeit, den negativen Folgen der Klimaerwärmung entgegen zu wirken,sondern auch eine typische unverwechselbare Südtiroler Weißburgunder-Stilistik zu entwickeln.
1.2 Zielsetzung der Arbeit
Immer weiter, immer höher – dies gilt nicht nur in Bezug auf den Anbau von Weißburgunder. „Immer höher“ gilt auch in Sachen Qualität, wohl wissend, wie wichtig in Zeiten des Klimawandels, ein gesteigertes Sorten-Lagen-Empfinden, verbunden mit gekonntem Ausbau der Weine im Keller von Bedeutung ist. Südtirol bietet sich daher eine ausgezeichnete Chance, sich international als Hochburg des Weißburgunders zu profilieren, und dessen Stilrichtung entscheidend mitzugestalten.
Dass eine typische, unverwechselbare Südtiroler Weißburgunder-Stilistik die Sorte nicht nur über Höhenlagen zum Südtiroler Gipfelstürmer macht, soll als Zielsetzung, die Projektarbeit aufzeigen.
Der Weißburgunder gehört weltweit gesehen zu den gering verbreiteten Sorten, und es besteht die Vermutung, dass der Weißburgunder Südtirols, es bis jetzt noch nicht voll geschafft hat, sein wirtschaftliches Potential zu erschliessen. Als charaktervollster Weisswein Südtirols hat er aber die Kraft, um an die Spitzen der „Weißburgunder-Pyramide“ zu klettern.
1 vgl Versuchszentrum Laimburg - Ulrich Pedri / Weinbereitung in Anbaufragen; KW-sa-16-1 – vom 01.09.2015
1.4 Methodik
Um die Südtiroler Weißburgunder-Stilistik und deren internationale Marktchance zu beurteilen, dienen verschiedenste Fachartikel aus Weinzeitschriften, Fachbücher, Studien des Instituts für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen(WIFO), dem Versuchszentrum Laimburg sowie dem Konsortium Südtirol Wein.
1.5 Räumliche Abgrenzung der Arbeit
Die Weinbauflächen Südtirols konzentrieren sich auf die klimatisch milderen Tal-und Hanglagen, die von den hohen Alpenausläufern umschlossen sind. Die bevorzugten Anbaugebiete des Weißburgunders, die sich insbesondere ab Höhen von 350m hervortun, grenzen sich wie folgt ab:
Das Terlaner Becken im mittleren Etschtal und das zu Füssen des Mendelgebirges gelegene, historische Anbauzentrum der Sorte, Eppan(Überetsch). Weitere Gebiete des Unterlandes über Margreid und Kurtatsch sowie die Hanglagen um Montan-Mazon, auf der gegenüberliegenden Talseite, tragen zur vielseitigen Stilistik bei.
Abbildung 2: bevorzugte Weissburgunder-Anbaugebiete – Etschtal-Überetsch-Unterland
Karte Weinbaugebiete Etschtal-Überetsch-Unterland: https://www.fws.it/de/unsere-charaktere/unterland/
2. Abstammung Weissburgunder
2.1 Abstammung und Herkunft
Der Weissburgunder ist eine Weissweinsorte und ist seit dem 14. Jahrhundert bekannt. Sie entstand durch eine Mutation aus dem Pinot Noir und ist historisch schwer einzuordnen, da er bis Mitte des 19.Jh. als identisch mit Chardonnay angesehen wurde. Im deutschsprachigen Raum ist Burgunder die Sammelbezeichnung für die Weine aus den verwandten Pinot-Sorten, da diese alle in der französischen Region Burgund ihren Ursprung haben.
2.2 Ampelographische Sortenmerkmale
Lange Zeit wurde nicht zwischen dem Pinot Blanc, Chardonnay und dem Auxerrois differenziert, da alle drei Sorten sich ähnlich sehen, und bis Mitte des vorigen Jahrhunderts gemeinsam kultiviert wurden. Es zeigten sich aber, mit zunehmender Bedeutung des Weinbaus, doch wichtige Unterschiede. Im Burgund wurde der Sorte Chardonnay wegen der etwas früheren Reife und geringeren Botrytisanfälligkeit der Vorzug gegeben. Der Weißburgunder ist somit im Ursprungsgebiet praktisch verschwunden. In südlicheren Anbaugebieten, wo mehr Sonne und Hitze gegenwärtig sind, dominiert ebenfalls der Chardonnay, da mit zunehmender Reife, dem Weißburgunder die Säure abhanden kommt.
3. Weißburgunder weltweit
3.1 Anbau weltweit
Der Orden der Zisterzienser brachte den Pinot Blanc im Mittelalter in den Rheingau, von hier aus verbreitete er sich im Mittleren Europa. So gut wie keine Rolle spielt der Weißburgunder-Anbau dagegen ausserhalb Europas. Das flächenmässig bedeutendste Anbaugebiet ist heute Deutschland, gefolgt von Italien, Österreich sowie Frankreich. In der restlichen Welt hält der Weißburgunder nur einen verschwindend geringen Anteil von 0,2% der gesamten Fläche für Weissweine. In den letzten 10 Jahren konnte nur Deutschland seine Anbaufläche steigern, während fast alle Regionen wie Italien und Österreich Flächen verloren.
3.2 Bedeutung als Nischensorte
Der Weißburgunder ist somit im weltweiten Kontext gesehen eine Nischensorte. Vergleichsweise hoch sind die Anteile an der gesamten Weißweinfläche nur in Südtirol (21%), Saale-Unstrut (18%), Baden-Baden (17%), Steiermark (15%) und im Burgenland (9%).
Abbildung 5: Leitsorte für Regionen- im Vergleich zur Weissweinfläche
Allerdings stufen die Produzenten dieser Gebiete den Weißburgunder als besonders wichtigen Imageträger für Ihren Betrieb und Region ein.
Tabelle 3: Wichtigkeit/Image für eigenen Betrieb
Tabelle 4: Typizität für eigene Region
4. Weißburgunder im Südtirol
4.1 Weißburgunder Historie
Südtirols Weinkultur gehört zu den ältesten in Europa. Archelogische Funde belegen, dass schon im 5.Jh.v.Chr. Weinbau betrieben wurde. Besonders gefördert wurde Südtirols Weinbau unter der Habsburgermonarchie, die die Burgundersorten in die Südtiroler Weingüter einführten. Durch Erzherzog Johann kam um 1850 auch der Weißburgunder ins Südtirol. Anfänglich wurde der Weißburgunder aber vom Chardonnay kaum unterschieden, oder in den 1920-Jahren mit Pinot Grigo verschnitten und als Strahler verkauft. Der Name „Strahler“ soll aber auf die Reberziehung zurückgehen.
4.3 Anbau und Entwicklung des Weißburgunders
Für Jahrzehnte war die nördlichste Provinz Italiens primär für Rotweine bekannt. Noch vor 30 Jahren war weniger als ein Drittel der gesamten Rebfläche mit Weißweinreben bepflanzt. Erst ab 1985 wurde zwischen Chardonnay und Weißburgunder offiziell unterschieden, was zur Folge hatte, dass deren Anbaufläche um 153 ha schrumpfte, aber mittlerweile wieder 535 ha ausgewiesen werden. Dies entspricht 9.82% der Gesamtweinbaufläche Südtirols.
Mittlerweile kommt dem Weißburgunder aber eine bedeutende Rolle zu, wurde er 2009 offiziell zu einer der drei Weißen Leitsorten ernannt. Aus diesem Grund rückt die Sorte in den Fokus vieler Weinbauern. Es ist daher wichtig, die Lagenansprüche der Sorte besser zu kennen, um auf die sich ändernden klimatischen Situationen reagieren zu können.
Abbildung 6: Südtirol – Rebflächen nach Sorten
Tabelle 5: Entwicklung der Anbaufläche von WB zw. 1982-2013
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